Jützenbach
Jützenbach

Jützenbach, im idyllischen Tal am Fuß eines nördlichen Ohmgebirgsausläufers gelegen, wird von ausgedehnten Wäldern und Hügeln umgeben. Der Ortsname hat seinen Ursprung in dem Flüsschen Jütze, welches hier entspringt und das Dorf durchfließt. Aufgrund der teilweise terrassenförmig verlaufenden Hänge war es nicht möglich, die gesamte Gemarkung, welche Höhen bis zu 383 m über dem Meeresspiegel aufweist, in Agrargroßflächen umzuwandeln.

Im Jahr 1124 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt und zählte zu den Klosterdörfern der Benediktinerabtei Kloster Gerode. Die zwei letzten Äbte, die im Kloster Gerode vor dessen Auflösung tätig waren, stammten aus Jützenbach. Ein Teil der Gemarkung wurde später an Duderstadt abgetreten, so auch der ehemals zum Kloster Gerode gehörende Paterhof in Fuhrbach.

Das Ortsbild Jützenbachs wird durch liebevoll gepflegte Hausfassaden und guterhaltene Fachwerkhäuser geprägt. Die waldreiche Umgebung hält für Naturverbundene gute Wandermöglichkeiten bereit.

Sehenswürdigkeiten

  • altgotische Kreuzkirche "St. Johannes der Täufer" mit Seitenaltären, Barockaltar und Pieta (aus der Klosterkirche Gerode)
  • Bildstöcke im Himmeltal, in der Neuen Straße und in der Hinterstraße
  • Fachwerkhäuser im Ortskern
  • die prächtige Stieleiche an der Neuen Straße, Naturdenkmal seit 2001
  • Grünes Band - ca. 3,31 km in der Gemarkung Jützenbach am Kolonnenweg an der ehemaligen Grenze

Weiteres in Jützenbach

  • Ares`Ottens Hofkaffee
  • Dorfladen mit Bäckereiverkauf im Ortsteil
  • Spielplatz im Ort
  • Schutzhütte am "Stadtberg"

Wandermöglichkeiten

In diesem landschaftlich schönen Gepräge sind über zahlreiche Rundwanderwege, die mehrfach Anschluss an überregionale Wanderwege haben, ausgedehnte Spaziergänge möglich. Herrliche Fernblicke, insbesondere auf den Harz, laden den Wanderer zum Verweilen ein.

Über Grenzwanderwege erreichen Sie Fuhrbach, Brochthausen und Duderstadt.

Der Städterundwanderweg Duderstadt/Worbis/Duderstadt führt durch das Soolbachtal zum Forsthaus Wenderhütte und zum Sonnenstein.

Ortschaftsbürgermeister

Benno Bause
Sprechzeit: Mittwoch 19:00 - 20:00 Uhr | 14-tägig, gerade Woche
Himmeltal 1
Tel.: 036072/80519

Auszeichnung mit dem Europäischen Dorferneuerungspreis

Durch die Europäische ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung aus Wien wurde Jützenbach am 24.09.2010 mit dem Europäischen Dorferneuerungspreis in Sand in Taufers (Südtirol) ausgezeichnet.

In der Bewertung der Jury heißt es:

Ich darf Sie davon in Kenntnis setzen, dass Jützenbach einen äußerst positiven Eindruck hinterlassen hat und mit einem "Europäischen Dorferneuerungspreis für besondere Leistungen in mehreren Bereichen der Dorfentwicklung", gewürdigt wird. Herzliche Gratulation, auch seitens des Vorsitzenden der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, Niederösterreich, zu dieser hervorragenden Leistung und dem großartigen Erfolg!

Begründung:

Jützenbach zeichnet sich ganz besonders durch die Sanierung und nachhaltige Nutzung der schützenswerten alten Bausubstanz, wie der Errichtung eines Dorfladens mit angeschlossener Fleischerei in der alten Schule und eines Dorfgemeinschaftshauses in der ehemaligen Zigarrenfabrik, die Schaffung eines Kindergartens und ein reges Vereinsleben in einem qualitativ hochwertigen Wohnstandort aus. Hervorzuheben ist auch die hohe Mottogerechtigkeit: Die BürgerInnen beweisen bei der Umsetzung von Projekten durch ihr großes unentgeltliches Engagement ihr "starkes Miteinander". Alles in allem ist es gelungen, einen zukunftstauglichen Ort mit einem kinder- und familienfreundlichen Umfeld zu schaffen und Abwanderung zu verhindern.

Besonderheiten/Charakteristika der Ortschaft Jützenbach

Gesamtfläche der Ortschaft Jützenbach: 867 ha

  • Siedlungsfläche: 45,2 ha
  • Ackerfläche: 277,3 ha
  • Grünland: 322,9 ha
  • Wald: 97,0 ha
  • Andere: 124,6 ha

Jützenbach, ein Dorf im über 1100-jährigen kurmainzisch geprägten Eichsfeld, liegt im Nordwesten des Freistaates Thüringen an der Grenze zu Niedersachsen, am GRÜNEN BAND. Die Ortschaft mit ihren knapp 500 Einwohnern wurde im Jahr 1124 als eines der Klosterdörfer der ehemaligen Benediktinerabtei Gerode erstmals urkundlich erwähnt und blickt somit auf eine 885-jährige Geschichte zurück. Jützenbach (Guzenbeche novalis) gehört mit höchster Wahrscheinlichkeit der dritten Siedlungsepoche an. Zwischen der ersten Ansiedlung und der zufälligen Ersterwähnung dürften daher nicht mehr als 100 Jahre liegen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird das Eichsfeld als "industrielles Not­standsgebiet" in Preußen bezeichnet. Noch 1876 war das Bett der Jütze Fuß- und Fahrweg. Um eine weitere Landflucht zu verhindern, wurde 1906 in Jützenbach mit dem Bau einer Zigarrenfabrik begonnen. Im Ergebnis des Jalta-Abkommens von 1944 wurde das Eichsfeld nach 1815 ein zweites Mal geteilt und damit Jützenbach ein Grenzdorf zwischen zwei politischen Systemen. Außerdem verlor Jützenbach durch die willkürliche Ziehung der innerdeutschen Grenze, dem heutigen GRÜNEN BAND, ca. 30 ha Gemarkungsfläche.

Jützenbach gehört zur Landgemeinde Sonnenstein. Die Gemarkung ist als benachteiligtes landwirtschaftliches Gebiet ausgewiesen. Die Stadt Leinefelde-Worbis übernimmt die Funktionen des Mittelzentrums.

Die Gemarkung Jützenbach gehört naturräumlich zum Nord-West-Thüringer Buntsandsteinhügelland und ist eingebettet zwischen Ohmgebirge und Harzvorland. Die Gemarkung war aufgrund ihrer Böden und des abwechslungsreichen Landschaftsbildes zwischen Grün- und Ackerland stets landwirtschaftlich geprägt.

Nach 1945 gab es in Jützenbach 72 Betriebe mit einer landwirtschaftlichen Fläche von mehr als einem Hektar. Mit Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) am 1. April 1960 übernahm diese neben der Zigarrenfabrik die Rolle des Hauptarbeitgebers im Ort.

Viele, vor allem landwirtschaftlich geprägte Arbeitsplätze im Ort verschwanden mit der  Wiedervereinigung 1990. Allerdings ergaben sich insbesondere durch die Nähe zu dem wirtschaftlich starken südniedersächsischen Raum neue Perspektiven. Etwa 90% der vormals im Ort bzw. ortsnah beschäftigten Bürger wurden nunmehr Pendler.

Als Folge der innerdeutschen Grenzziehung wurden Wege willkürlich neu angelegt, Zuwegungen unterbrochen, Eigentumsverhältnisse verändert und Gemarkungsteile abgetrennt. Aufgrund dieser Problemkulisse ist am 8. Oktober 1999 ein Regelflurbereinigungsverfahren für Jützenbach und angrenzende Gemarkungsteile mit einer Größe von 1.365 ha angeordnet worden.

Ausgangs- und Rahmenbedingungen seit 1990

Seit 1990 ermittelte der neu gewählte Gemeinderat gemeinsam mit den Bürgern Möglichkeiten, die Entwicklung des Dorfes voranzubringen. Hierzu dienten beispielsweise Informationsveranstaltungen und Seminare. So sollte das Leben im Dorf als ländlich ge­prägte Form mit eigenem Wert erhalten werden. Der Gemeinderat stellte sich außerdem die Ziele, den ländlichen Raum als Wohnstandort zu sichern, die regionaltypische Bausubstanz zu sanieren, eine dem Bedarf entsprechende Versorgung der Einwohner durch den Ausbau der dörflichen Infrastruktur zu gewährleisten, die Entwicklung der örtlichen Struktur zu stärken sowie Impulse auszulösen für weitere wirtschaftliche, kulturelle und soziale Initiativen und Vorhaben auf gemeinschaftlicher und privater Basis. Jützenbach wies 1997 noch vielfältige infrastrukturelle, kataster- und eigentumsrechtliche Probleme auf. Mit Aufnahme der Gemeinde in die Dorferneuerung wurden im Rahmen der Dorfentwicklungsplanung die o. g. Ziele konkretisiert, Problemlösungen erfasst und mit einem Maßnahmekatalog untersetzt. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf dem Ausbau und der Erneuerung des innerörtlichen Straßennetzes, dem naturnahen Ausbau des Bachbetts der Jütze, der umfassenden Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses, der Restaurierung des alten Schulgebäudes und der umfassenden Erneuerung der nicht mehr den objektiven Anforderungen entsprechenden Kindereinrichtung. Um diesen Investitionsstau aufzulösen, standen der Gemeinde zur Finanzierung aufgrund anderer Verpflichtungen nur begrenzt Haushaltsmittel zur Verfügung. Im Rahmen der im Jahr 1997 erstellten "Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung für Jützenbach" wurde darüber hinaus erkannt, dass aufgrund der ermittelten komplizierten Eigentums- und Besitzverhältnisse, der mangelhaft erschlossenen Gemarkung und der willkürlich errichteten Grenze infolge der innerdeutschen Teilung, die Anordnung eines Flurbereinigungsverfahrens notwendig ist. In der Ortslage häufig auftretende Hochwasserschä­den unterstreichen die Wichtigkeit dieses Verfahrens.

Wesentliche Bestandteile und Maßnahmen sowie Erfolge

Die Neugestaltung des Ortskerns inkl. des Dorfangers, des Dorfgemeinschaftshauses und des Bürgermeisteramtes konnten im Jahr 2008 und der grundhafte Ausbau der kommunalen innerörtlichen Straßen im Folgejahr abgeschlossen werden. Zu den wichtigsten Bausteinen zählen der im Jahr 2003 erfolgte zukunftsorientierte Ausbau und die Umgestaltung des Kindergartens und des Spielplatzes. Dies, verbunden mit dem Ausweisen verschiedener Baugebiete, führte zur Ansiedlung mehrerer junger Familien und eröffnete ihnen neue Perspektiven. Jützenbach entwickelte sich in diesem Zeitraum zu einem attraktiven Wohnstandort in einer landschaftlich reizvollen Gegend und in einem ökologisch intakten Umfeld. Eine große Rolle spielten hierbei das Engagement und die Eigeninitiative der Bürger sowie das generationsübergreifende gemeindliche Miteinander. Die Vielfalt der privaten Maßnahmen spiegelt sich positiv in einem gepflegten Ortsbild und einer gut erhaltenen bzw. sanierten Bausubstanz wider.

Mit der Dorferneuerung, die auch im Flurbereinigungsverfahren fortgesetzt wurde, konnten die vorab geschilderten Probleme zu großen Teilen gelöst bzw. einer Bearbeitung zugeführt werden. Mit der Umsetzung des Wege- und Gewässerplanes im genannten Verfahren trieb die Neugliederung, Neustrukturierung und Erschließung der Gemarkung, den Ausbau der Fließgewässer und die Klärung eigentumsrechtlicher Fragen voran. Eigentumsrechtlich gesichert wird dabei u.a. der ehemalige Kolonnenweg am GRÜNEN BAND, um ihn beispielswiese touristisch nutzen zu können.

Entwicklungsprozess Jützenbach

Bisher wurden folgende Maßnahmen umgesetzt, bzw. deren Umsetzung vorbereitet: der weitere naturnahe Ausbau der Jütze, die Errichtung eines Spielplatzes, der den öffentlichen Belangen entspricht sowie das Erschließen eines kleineren Wohngebietes, der Ausbau des Fahrradwegenetzes im Flurbereinigungsgebiet. Außerdem ist das besondere Augenmerk darauf gerichtet, die in Jützenbach gelebte Sozialstruktur zu erhalten und einen attraktiven Wohnstandort zu schaffen. Um die Zukunftsfähigkeit des Ortes zu sichern, gilt die Stabilisierung der Einwohnerzahl als wichtigstes Anliegen. Das soll besonders durch Neuansiedlung erreicht werden, namentlich mit dem Zuzug junger Familien. Nur das Entfalten und Mobilisieren innergemeindlicher und zwischenmenschlicher Beziehungen kann ein generationsübergreifendes, starkes Miteinander langfristig gewährleisten. Die grundsätzliche Orientierung des Entwicklungsprozesses ist darauf ausgerichtet, Jützenbach als einen attraktiven, familienfreundlichen Wohnstandort mit hoher Lebensqualität zu erhalten sowie die gemeinschaftsverbessernden soziologischen Strukturen auszubauen, um die Herausforderungen des demografischen Wandels zu meistern.

Erhaltung und Aufbau von Nahversorgungseinrichtungen

Das ehemalige Schulgebäude wird sinnvoll nachgenutzt. Darin hat sich ein Dorfladen etabliert, mit integrierter Bewirtschaftung einer Landschlachterei durch eine regional tätige Agrargenossenschaft. Diese Genossenschaft hat in der Gemarkung landwirtschaftliche Flächen gepachtet. Gerade ältere Einwohner und junge Familien wissen dieses Angebot zu schätzen.

Ein Hofkaffee steigert die Attraktivität des Ortes. Ebenso wie der Dorfladen ist das Hofkaffee Treff- und Kommunikationspunkt für die Einwohner und bietet zudem - zusammen mit der Nutzung des Dorfgemeinschaftshauses - Möglichkeiten für Familienfeiern und Vereinsfeste. Darüber hinaus wurden Erwerbsmöglichkeiten im Ort gesichert.

Siedlungsentwicklung u. Symbiose von schützenwerter alter Bausubstanz

In Jützenbach wird konsequent die Nachnutzung historischer Bausubstanz und das Schließen von Baulücken im Ortskern verfolgt. Da diese Möglichkeiten jedoch nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken, werden an geeigneten Stellen durch Ergänzung und Ortsabrundung neue Wohnbauflächen im "kleinen Stil" geschaffen. Auf die Ausweisung von größeren Baugebieten auf der "grünen Wiese" wird bewusst verzichtet, um den harmonischen Eindruck des Ortsbildes zu erhalten.

Ortsbildprägende Gebäude wurden nach zum Teil umfangreichen Sanierungen einer den gemeindlichen Erfordernissen angepassten Nutzung zugeführt. Beispielgebend hierfür sind die Umfunktionierung des Schulgebäudes in einen Dorfladen und eine Wohnung, die Nutzungsänderung der ehemaligen Zigarrenfabrik als Dorfgemeinschaftshaus inkl. Integration des Bürgermeisteramtes sowie die vollständige Sanierung des Hauptgebäudes mit teilweisem Abriss und Neubau des Treppenhauses am Kindergarten. Darüber hinaus wurden verfallene Gebäude aus privatem Besitz erworben, ortbildtypisch saniert und öffentlichen Zwecken zur Verfügung gestellt.